Vorstellung beim neuen Norder Bürgermeister Florian Eiben

Am 11.01.2022 waren wir beim neuen Norder Bürgermeister Florian Eiben zu Besuch.

In einem sehr interessanten Gespräch haben wir über unsere Arbeit informiert.

Wir freuen uns über die Unterstützung!

Dankeschön an Bürgermeister Schmelzle für seine Unterstützung während seiner Amtszeit

Nach fünf Jahren endet am 1. November die Amtszeit von Bürgermeister Heiko Schmelzle.
Wir möchten uns bei Herrn Schmelzle für seine Unterstützung in den letzten Jahren bedanken!
Das Foto entstand 2018 bei seiner Rede zu unserem zehnjährigen Jubiläum.

Verabschiedung im GleichArt Café-Team

Nach mehreren Jahren als Teammitglied im GleichArt Café, hat Torsten in diesem Sommer aufgehört.

Die ersten Jahre noch als zuverlässiger Stammgast hat er ab 2017 als festes Teammitglied unsere Gruppe ergänzt und sich mit eingebracht.

 

Wir danken ihm für die vielen Jahre der Unterstützung.

Inter*Trans*Express – eine Reise an und über Geschlechtergrenzen am 01.06.2019

Eine Reise an und über Geschlechtergrenzen

„Wo ist mein Platz?“ Dieser Frage ging Ika Elvau am Samstag im GleichArt Café nach.

Mit einer erfrischenden Mischung aus Kurzgeschichten, nachgezeichneten Dialogen und lyrischen Gedichten, die sich gesammelt in Ikas Buch „Inter*Trans*Express“ befinden, suchten wir gemeinsam nach einer Antwort nach unserer Schublade in der Gesellschaft.

Dazwischen nahm sich Ika Zeit, Begrifflichkeiten zu erklären und es gab auch Raum Fragen zu stellen und sich mit den Besucher*innen auszutauschen.

Ein toller Abend mit vielen Informationen.
Ein großes Dankeschön an Ika!

10 Jahre GleichArt Café am 29.06.2018 – Ein geschützter Raum muss sein

GleichArt Café in Norden feiert sein zehnjähriges Bestehen

Timo Rabenstein und sein Team beraten, informieren und haben immer ein offenes Ohr.

NORDEN/ISH – Kabarett zum Geburtstag, genau das sollte es sein. Timo Rabenstein wollte ein buntes Programm für dieses kleine Jubiläum: das GleichArt Café in Norden besteht seit Juni 2018 genau zehn Jahre und hatte aus diesem Anlass Malte Anders in das Norder Teemuseum eingeladen.

Malte Anders ist ein Künstlername. Theaterpädagoge Timo Becker nutzt ihn, um das Thema Homosexualität in Schulklassen auf humorige Art zu vermitteln, Kinder und Jugendliche für das Thema zu öffnen: Wenn man eben „anders“ ist.

Timo Rabenstein hat dieses Thema in Norden öffentlich gemacht und erinnert sich gut an seine eigenen Erfahrungen. Allein zu sein mit seiner sexuellen Orientierung, nicht zu wissen wen man ansprechen kann, mit wem sich austauschen. Damals hat es der Großheider genossen, in Oldenburg eine breite Schwulenszene vorzufinden. Dort fühlte er sich wohl. Und dann wurde er beruflich nach Ostfriesland versetzt, kam nach Norden. Und hier?

Gab es nichts. Das war 2004. Also wurde Rabenstein selbst aktiv. In anderen Orten Ostfrieslands gab es teilweise schon feste Treffpunkte, Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen, gemeinsam etwas zu unternehmen. So etwas sollte, fand Rabenstein, unbedingt auch in Norden möglich sein. Elke Kirsten, sagt Timo Rabenstein, habe diese Idee von Beginn an unterstützt. Die Gleichstellungsbeauftragte ist bis heute eine wichtige Ansprechpartnerin für die Homosexuellen der Stadt. Die Irgendwann aus Privaträumen heraus und sich auch öffentlich bemerkbar machen, vor allem aber anderen einen geschützten Raum, einen Rahmen bieten wollten.

Dafür musste aber mehr her als nur eine Anlaufstelle. Ein Team, ein Konzept, eine Qualifikation… Pastor Martin Specht und der damalige Jugenddiakon Klaas Grensemann, erinnert sich Rabenstein, hätten dann beim Start geholfen.

Entsprechen war das Jugendcafé am Markt die erste Bleibe. Ein Mal im Monat öffnete hier am 02. Juni 2008 zum ersten Mal das GleichArt Café. Ein Fünf-Mann-Team, einer davon Timo Rabenstein, dazu schnell ein Stammpublikum von rund 15 Personen. Angesprochen haben sie von Beginn an beileibe nicht nur Schwule, betont der Gründer. Lesben, Bi-, Trans-, Intersexuelle – jede und jeder sollte eine Möglichkeit haben, hier einen Ort zu finden, wo sie, wo er sich informieren kann, Ansprechpartner, Möglichkeiten, Gleichorientierte kennen lernen, das Herz ausschütten. Oder einfach: da sein und klönen.

Der Bedarf war groß, schon ein Jahr nach dem offiziellen Start wurde der Wunsch nach einem zweiten Abend im Monat laut. Den gab es dann ab November 2009 im Jugendhaus an der Parkstraße.

Hier sind die Mitglieder und Freunde des GleichArt Cafés seit 2011 gänzlich zu Hause. Am jeweils ersten und dritten Montag im Monat öffnen Rabenstein und Mitstreiter ihr Café.

Heute, sagt Rabenstein, hätten durchaus viele kein Problem mehr damit, sich zu outen, die kämen deshalb oft bewusst nicht zu solchen Treffen. Dann tauche auch schon mal die Frage auf: Braucht es das Café noch?

Rabensteins Antwort: unbedingt. Denn immer wieder suchten Menschen gerade diesen geschützten Rahmen. Und auch wer nicht komme, nehme doch die Leistungen oft in Anspruch: Leute wollen Infos, Rat und Hilfe. und dafür steht das Team im GleichArt Café – auch außerhalb der Öffnungszeiten…

Dank sozialer Netzwerke ist längst viel mehr Austausch möglich. Und der, sagt Rabenstein, werde auch intensiv genutzt. „Nicht jeder kann sich outen“, erklärt er, nicht jeder verfüge über das Selbstvertrauen, nicht jeder habe die Unterstützung, die er brauche. Oft wollten auch Angehörige, wollten Eltern wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollten, wie ihren Kindern helfen. Von Angst berichtet Rabenstein – auch der Angst, ins Café zu kommen. Der Schritt, sich öffentlich zu bekennen, ist gerade in der ländlichen Region wie hier immer noch schwer.

Früher seien deshalb viele in die Großstadt gezogen, in die Anonymität, sagt Rabenstein. Seine Intension sei aber immer gewesen, vor Ort eine Anlaufstelle zu bieten. Die ist nun seit zehn Jahren fest etabliert. Rabenstein ist dankbar für die Unterstützung der Stadt, des Netzwerkes für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Niedersachsen, die Hilfe von Elke Kirsten und natürlich für seine Mitstreiter.

Von Beginn an gab es neben dem Cafébetrieb spezielle Aktionen. Bücherkisten in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek, Vorträge, gemeinsam Aktionen wie Boßeln, Bowlen, den Stadtfeststand, die Kooperation mit dem Filmclub und vor allem organisierte Ausflüge zum Beispiel zum CSD nach Oldenburg und Aurich.

Zehn Jahre sind für Rabenstein Ansporn, sich mit seinem Team weiter zu engagieren. Eben um allen, die es brauchen, im offenem Café besagten geschützten Raum zu bieten, den er sich damals selbst hier vor Ort gewünscht hätte. Denn er stellt fest, dass nach einer zunehmend offenen Gesellschaft in den letzten Jahren die Stimmung wieder konservativer geworden ist. „Anfeindungen gibt es bis heute“, sagt Rabenstein und verweist auf die immer noch hohe Suizidrate von Menschen, die sexuelle anders orientiert sind als die meisten.

Was er sich selbst für die Zukunft des GleichArt Cafés wünscht? „Mehr Frauen“, sagt er sofort, Lesben hätten gern Ansprechpartnerinnen im Café. Überhaupt hätte er nichts dagegen, wenn er und seine aktiven Mitstreiter Ingo Gummels und Torsten Ideus hier und da eine helfende Hand mehr bekämen. „Mir ist es eine Herzensangelegenheit“, sagt er. Der sich wünscht, das jede und jeder einen Platz findet, nicht nur im GleichArt Café.

MOIN – das mehrsprachige Informationsfaltblatt über LSBT*I*-Gruppen im Landkreis Aurich.

Großes DANKE an alle, die daran mitgearbeitet haben und natürlich auch an das Bundesprogramm Demokratie Leben, des Landkreises Aurich, ohne deren Hilfe wir dieses Faltblatt nicht hätten erstellen können!

MOIN – das mehrsprachige Informationsfaltblatt über LSBT*I*-Gruppen im Landkreis Aurich.
in deutsch, englisch, französisch und arabisch!

Moin – Informationen für LSBT*I* Personen Lesben, Schwule, bisexuelle, Transgender und Intersexuelle im Landkreis Aurich

Moin – Information for LGBT*I* persons
Lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex people District Aurich

Moin – Information pour les LGBT*I* personnes Lesbiennes, gays, bisexuels, transgenres et intersexuées District Aurich

Verleihung der Nds.-Ehrenamtskarte am 6. Mai 2014

Im feierlichen Rahmen wurden am 6. Mai 2014 vier Teamer des GleichArt Café Norden für ihr jahrelanges ehrenamtlichen Engagement ausgezeichnet.

Timo Rabenstein nahm die Ehrungen bei der Verleihung der niedersächsischen Ehrenamtskarte in Empfang.

Vom GleichArt Café wurden ausgezeichnet: Monika Strepp, Heiko Kruse, Ingo Gummels und Timo Rabenstein.

 

Ein kleines Dankeschön für bürgerschaftliches Engagement
Landkreis Aurich verleiht wieder Ehrenamtskarten

LKA/Aurich. „Was Sie alle für die Allgemeinheit leisten, ist nicht selbstverständlich und könnte von der öffentlichen Hand so gar nicht geleistet werden.“ Mit diesen Worten hat der Auricher Landrat Harm-Uwe Weber das bürgerschaftliche Engagement der neuen Ehrenamtskarten-Inhaber aus dem Landkreis Aurich gelobt.

Es seien nicht zuletzt die engagierten Bürgerinnen und Bürger, die maßgeblich zur Erfüllung kommunaler Daseinsvorsorge, zur Lebensqualität und zum menschlichen Angesicht der Gesellschaft beitragen würden, indem sie zum Teil über viele Jahre, oft sogar über Jahrzehnte hinweg ihre Zeit, ihr Können und ihre Kreativität für andere einsetzen, hob Weber am Dienstagabend während einer Feierstunde in Köhlers Forsthaus in Aurich hervor, an der auch die Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst (Aurich), Olaf Meinen (Großefehn), Johann Börgmann (Ihlow) und Manfred Eertmoed (Hinte) teilnahmen, um die Vertreter aus ihren Kommunen auszuzeichnen.

Zum zehnten Mal fand die feierliche Veranstaltung im Landkreis Aurich statt. 2010 war die Ehrenamtskarte dort eingeführt worden, „um bürgerschaftliches Engagement gebührend zu würdigen“, erklärte Weber: „Mit diesem Abend wollen wir einmal so richtig Danke sagen.“

Jubiläum 5 Jahre GleichArt Café am 8. Juni 2013

Fünf Jahre sind 102 Tage GleichArt Café

Jubiläum  Ein Ort, wo Homosexuelle eine Heimat finden und sich nicht erklären müssen

Musik-Kabarettist Holger Edmaier sorgte im zweiten Teil des Abends für gute Unterhaltung.

Norden/ISH – Warmherzig und herzlich, freundlich und aufgeschlossen – so beschrieb Barbara Kleen ihren ersten Besuch in einer Kneipe für Homosexuelle Anfang der 70er-Jahre in Bielefeld. Aber sie wusste auch, wie schwer es diejenigen hatten, die in der Liebe das gleiche Geschlecht bevorzugen. „40 Jahre danach hat sich einiges geändert“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin am Sonnabend bei der Feier des GleichArt Cafés im Hotel Stadt Norden. Kleen gratulierte zum fünften Geburtstag.

Aber auch heute noch gebe es vieles zu verbessern. Noch immer gebe es Vorbehalte, noch immer müssten Menschen um ihre berufliche Karriere fürchten, wenn sie sich outeten. „Es bleibt noch viel zu tun, damit es normal wird“, sagte Kleen unter dem Beifall der rund 40 Gäste. „Ich gratuliere Timo Rabenstein zu seinem Mut“, ergänzte sie.

Rabenstein hatte das Café gemeinsam mit einem Team am 2. Juni 2008 erstmals geöffnet, zunächst noch in den Räumlichkeiten der Ludgeri-Kirchengemeinde Am Markt. Beim Start hätten Elke Kirsten, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, und Klaas Grensemann, damals Jugenddiakon, besonders geholfen, bedankte sich der Initiator des GleichArt Cafés bei den Unterstützern. Inzwischen ist das GleichArt Café an den heutigen Treffpunkt, das Jugendhaus an der Parkstraße, umgezogen.

102 Tage habe man seitdem geöffnet gehabt, 1200 Gäste hätten das Café besucht, zog Rabenstein eine Bilanz. Mithilfe des Landes habe man Bücherpakete organisiert für die Bücherei, Lesungen, Vorträge, eine Ausstellung angeboten und ein Projekt zusammen mit dem Filmclub organisiert. „Die Angebote sind über die Jahre gewachsen“, sagte Rabenstein, der nicht verhehlte, dass das Orgateam viel freie Zeit opfern muss, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Dieses Ehrenamt lobten Hans Hengelein, Schwulenreferent des Landes Niedersachsen, und Thomas Wilde, Geschäftsführer des Schwulen Forum Niedersachsen, nachdrücklich. „Ihr könnt stolz sein auf das bisher Erreichte“, sagte  Hengelein, es sei wichtig, sich zu engagieren und Zivilcourage zu zeigen. Auch wenn jetzt die steuerliche Gleichbehandlung von Homosexuellen noch vor der Sommerpause des Parlaments kommen solle, bleibe doch noch viel zu tun. „Man muss über den Tellerrand hinausblicken“, richtete Hengelein seine Aufmerksamkeit auf Europa. Er verwies auf Frankreich und Russland, wo Homosexuelle immer noch mit Repressalien zu kämpfen haben und gleichgeschlechtliche Ehen von Teilen der Bevölkerung, in Russland auch von der Regierung abgelehnt werden.

Auch Thomas Wilde machte klar, dass allein schon in Deutschland noch viel zu tun bleibt, um rechtliche Vorgaben, nämlich die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und festen Partnerschaften, auch zu leben und in der Gesellschaft zu verankern. Es sei noch gar nicht so lange her, dass homosexuelle Partnerschaften verboten gewesen seien. „Die Folgen sind heute noch zu finden.“ Es gebe viele Unsicherheiten und Ängste. „Wie reagieren Eltern und Freunde?“. Wilde machte klar, wie wichtig ein Ort ist für Homosexuelle, an dem sie unter sich sein können. „Hier sind sie in der Mehrheit, hier finden sie eine Heimat, wo man sich nicht erklären muss.“ Hier sei Begegnung und Beratung möglich.

Der zweite Teil des Abends gehörte Holger Edmaier. Der Kölner Musik-Kabarettist präsentierte einen Auszug aus seinen Programmen und sorgte für beste Unterhaltung bei den Zuhörern. Er konnte richtig bissig sein, nahm alles rund ums Thema Bio richtig aufs Korn, um im nächsten Moment ganz sanft und poetisch zu werden. So philosophierte er fast ein bisschen bösartig über die Scheibe Kinderwurst an der Wursttheke („Kinderwurst wird nicht aus Kindern hergestellt“) aus den Händen der Fleischereifachverkäuferin, die just die Scheibe Mortadella an den „voll kompostierbaren Leibesfruchtzwerg“ einer „Fairtrade-Nahkampfmama“ geben möchte oder zog über den Biobauern aus dem Allgäu her („Allgäu – das Epizentrum der Langeweile“), wo Kuhmist auf die Erdbeeren kommt statt Zucker und Sahne.

Und dann setzt sich Holger Edmaier ans Klavier und lässt das Publikum mitträumen: „Als Kind konnte ich fliegen, heute bin ich erwachsen und zum Fliegen zu schwer“, sing er und „Die Fantasie flog voraus und der Verstand hinterher.“

Rund eine Stunde lang ging es so und ähnlich querbeet durch die verschiedensten Themen, von Europa („28 blaue Kühe versuchen verzweifelt, sich gegenseitig zu melken“) über griechische Götter bis hin zur Liebe einer Glühbirne („ist heute Morgen mit Wolfram durchgebrannt…“).

Zum Schluss präsentierte sich der vielseitige Künstler als „Gogotänzerin aus dem Strip-Lokal“, mit langen glitzernden Ohrringen und hochhackigen knallroten Damenschuhen, ein Spaß am Ende einer guten Stunde Programm, der im Publikum besonders gut ankam.

Freundlicherweise vom Ostfriesischen Kurier zu Verfügung gestellt.

Vortrag „Lesbisches Leben im Alter“ am 11. Mai 2013

Immer noch ein unerwünschtes Thema

Vortrag: Lesbische Frauen im Alter – ein eher unerforschtes Feld – Viele Fragen und Stolpersteine bei Studie

Ältere Frauen haben zumeist gar nicht gelernt, die eigenen Bedürfnisse zu leben.

Norden/ISH – Sie ist Historikerin und sie ist „persönlich betroffen“, wie sie es nennt: Dr. Kirsten Plötz setzt sich intensiv mit dem Leben lesbischer Frauen auseinander. Besonders interessiert sie die Frage nach lesbischem Leben und dem Alter. Entsprechend lautete ihr Vortrag, den sie jetzt im GleichArt Café in Norden gehalten hat: „Lesbisches Leben im Alter“.

Mit ihren Studien und Forschungen hat die Hannoveranerin offensichtlich Neuland betreten. Den Eindruck mussten die wenigen Gäste nach den Ausführungen der Expertin haben. Zahlen, Daten, Fakten, mit denen Plötz arbeiten könnte, gibt es demnach eigentlich überhaupt nicht. Lesbisches Leben ist demnach in weiten Teilen der Gesellschaft kein Thema- und dann noch das Alter dabei – das geht offensichtlich gar nicht. Solche Aspekte hat bisher niemand aufgegriffen – und sie umfassen wohl einen Bereich, den man in weiten Teilen der Wissenschaft lieber ausschließt.

Die Rednerin hat sich mit ihrem Interesse dafür auch selbst, so berichtete sie, zusätzlich ins Abseits gestellt: „Über lesbische Themen zu forschen, ist das Karriereaus.“ In Norden erzählte Plötz von den Ergebnissen einer Interviewreihe, die das Land Niedersachsen vor Jahren gefördert hat. Dabei ging es um Lebenssituationen homosexueller Männer und Frauen. 22 Interviews mit Frauen aus verschiedenen Bereichen hat sie geführt, alle älter als 55 Jahre. Das gewählte Alter sei willkürlich, sagte Plötz. Wer ist wann alt? Was dient als Kriterium? Schon da fing das Problem mit der Datenerhebung an.

Der Abend machte schnell deutlich, dass es unzählige Fragen und auch Stolpersteine im Vorfeld von Untersuchungen geben kann, wenn es keine gesicherten Daten, keine Vergleichszahlen, keine bisherigen Erhebungen, eben keine Fakten gibt. Kirsten Plötz hat Neuland beschnitten.

Manche Frauen sei es schon schwergefallen, sich überhaupt zu äußern, berichtete Plötz auch als Autorin eines Buches zu diesem Thema. „Sie sind es nicht gewohnt, über sich zu reden.“ Dazu gehört auch, dass Frauen früher so erzogen worden seien, ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu formulieren. „Was sie wünschten, zählte nicht.“

Nicht wenige der Befragten entdeckten erst im Alter überhaupt ihre Neigung. Dass sie lesbisch veranlagt sein könnten, wollten manche vielleicht auch nicht wahrhaben: „Das war in der Lebensplanung nicht vorgesehen“, zitierte Plötz eine Aussage.

Betroffene fühlten sich bis heute diskriminiert, dabei wollten sie nichts anderes, als als Teil der Normalität anerkannt zu werden“, berichtete die Forscherin, die auch klarmachte, dass man jeden Lebensweg respektieren sollte – egal, ob die Frauen sich entschieden, offen über ihre Veranlagung zu reden oder das verdeckte Leben bevorzugten.

Sie hatte auch Beispiele von früher parat, als es natürlich auch Frauen gab, die mit Frauen zusammenlebten. Wie war es mit den sogenannten „alten Jungfern“, die man bedauerte, weil „sie keinen abgekriegt hatten“?

Viele ältere Frauen hätten große materielle Probleme, machte Plötz deutlich. Gerade in den typischen Frauenberufen werde zu wenig Geld verdient, entsprechen niedrig sei die Rente. Plötz übte in diesem Zusammenhang auch Kritik am System. Das sehe einen Ernährer (Mann) vor an der Seite der Frau.

Diese Situation machte vieles im Alter extrem schwierig, gerade auch, wenn es um die Wohnsituation im Alter gehe. Viele Betroffene wünschten sich bestimmte Wohnprojekte: „Aber keine wohnt dort.“ Das scheitere auch am fehlenden Geld. Altenheime seien in der Gesellschaft insgesamt nicht beliebt, unter lesbisch veranlagten Frauen jedoch erst recht nicht. Dort, sagten sie, hätten sie Angst, ihre Würde zu verlieren. Und die Betreiber der Heime ließen das Thema ohnehin zumeist völlig ins Leere laufen. Plötz´ Erfahrung: Dort werde gern behauptet, lesbische Frauen wohnten nicht bei ihnen. Schulungen zu solchen Fragen werden ihren Erfahrungen nach entsprechend eher nicht besucht.

„Gleichgeschlechtliche Liebe wird eher geduldet als wirklich akzeptiert“, folgerte Plötz und sprach damit aus, was wohl immer noch nicht nur aufs Alter bezogen in unserer Gesellschaft abläuft.

Die Historikerin versucht, Menschen für ihr Thema zu sensibilisieren, wirbt vor allem dafür, sensibler und aufmerksamer zu sein im Umgang miteinander.

Freundlicherweise vom Ostfriesischen Kurier zu Verfügung gestellt.

Vortrag zur Geschichte des CSDs von Michael Holy am 7. Februar 2011

Rund 30 Interessierte waren am Montagabend ins GleichArt Café (Jugendcafé -Am Markt 30- in Norden) gekommen, um sich den Vortrag zur Geschichte des CSDs in der deutschen Schwulenbewegung 1969- 1980 von Michael Holy (Zeitzeuge und Historiker) anzuhören.

Michael Holy begann seinen Vortrag mit dem Beginn der Schwulenbewegung in den USA, welche 1969 in der Nacht vom 27. Juni zum 28. Juni in der Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street in New York ihren Ursprung hatte. Regelmäßige Polizeirazzien mit Aufnahme der Personalien und Beleidigungen der Gäste waren der Auslöser für den ersten ernst zu nehmenden Widerstand von Schwulen gegen willkürliche diskriminierende Behandlung durch die Staatsmacht und damit der Beginn der Lesben und Schwulenbewegung.

Schon ein Jahr danach fanden die ersten Gay Pride-Umzüge in New York und anderen Städten statt. In Europa wohl den meisten als Christopher Street Day (CSD) bekannt. Es ist ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern, an dem sie für Ihre Rechte sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung demonstrieren.

Da die ersten CSDs in Deutschland 1979 in Bremen und Berlin stattfanden (Die erste Demonstration fand bereits am 29. April 1972 in Münster statt) könnte man glauben, dass die Schwulenbewegung in Deutschland ihren Ursprung in den USA hat. Das dem nicht so ist, wurde in dem Vortrag sehr deutlich hervorgebracht.

In Deutschland gilt die Uraufführung des Films „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von Rosa von Praunheim 1971 als Initialzündung der modernen Schwulenbewegung stark geprägt durch politisch motivierte lesbisch-schwulen Emanzipationsgruppen.

Allerdings ging dieser Bewegung bereits eine erste Emanzipationsbewegung Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland voraus, welche aber durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Verschärfung des Paragraf 175 (stellt sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe) 1935 beendet wurde. Bis zur Aufhebung des Paragrafen 175 im Jahr 1994 wurden insgesamt etwa 140.000 Männer verurteilt.

Eine anregend lebhafte Diskussion begleitet von noch Fragen beantwortet zu bekommen oder einfach nur die gewonnen Eindrücke zu erläutern rundeten den gelungenen Abend ab.

Fördernde Veranstalter und Kooperationspartner:
Schwules Forum Niedersachsen in Kooperation mit der Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen und dem Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen sowie in Zusammenarbeit mit dem GleichArt Cafe Norden

Gefördert aus Mitteln des Niedersächsischen Sozialministeriums